Interview mit dem E-Book-Autor Harald Weber

Interview mir Harald Weber (Zwei Fixsterne)
via http://fixsterne.blogspot.de/



(Die von mir gestellten Fragen sind hier kursiv, die Antworten von Harald Weber sind fett)



Dank Kindle Direct Publishing haben Nachwuchsautoren die Möglichkeit, ihre Werke direkt zu veröffentlichen, ohne den langen Weg über einen Verlag zu gehen. Diese Möglichkeit wird von immer mehr deutschen Autoren ergriffen. Auch von Ihnen. Was sprach Sie an einer Kindle Veröffentlichungen an?

In München stand ich mit einem Mediendesigner in Kontakt, der das Konzept für eine Online-Veröffentlichung entwickelt hatte. Bis dahin wusste ich nur wenig über das Kindle Direct Publishing, aber Ende 2011 setzte sich das Ebook mehr und mehr auf dem Markt durch. Zusammen mit den Ideen von meinem Co-Partner war es plötzlich die beste Möglichkeit, ein Buch auf den Markt zu bringen.

Haben Sie für Ihren Roman „Zwei Fixsterne“ eine Veröffentlichung über einen Verlag je in Betracht gezogen?

Ja, natürlich. Im Herbst 2011 war ich sogar noch auf der Frankfurter Buchmesse, um nach einem Verlag zu suchen, für den „Zwei Fixsterne“ in das Konzept gepasst hätte. Aber auch schon dort hat sich die Ära des Ebooks abgezeichnet. Danach habe ich noch im Internet nach passenden Verlagen  gesucht, aber diese hätten mir keinen Vorteil gegenüber KDP geboten.

Wurde „Zwei Fixsterne“ bereits mit dem Gedanken an eine Veröffentlichung geschrieben?

Ich hege bei jedem Schreibprojekt den Gedanken an eine Veröffentlichung. Wenn ich mir dann allerdings das fertige Manuskript ansehe, merke ich leider oft, dass die Handlung oder der Schreibstil nicht für eine breite Masse taugen. Bei „Zwei Fixsterne“ war das anders. Natürlich gab es noch ein paar Punkte, die überarbeitet werden mussten, aber die Geschichte gefiel mir beim Lesen immer wieder – was nicht selbstverständlich ist, wenn man zum zehnten Mal vor seinem Manuskript sitzt. Stellenweise habe ich während der Korrektur auch andere Gegenwartskultur-Romane gelesen, um zu sehen, wie deren Autoren arbeiten. Das hört sich jetzt vielleicht so an, als hätte ich einen Stil kopiert. Dem ist hoffentlich nicht so.

Woher nehmen Sie Ihre Inspiration?

Aus dem Leben. Wer hat nicht schon eine Situation erlebt, die romanreif erschien? Manchmal muss sie noch etwas überarbeitet werden, aber viele Szenen aus „Zwei Fixsterne“ habe ich tatsächlich so ähnlich erlebt.  Ansonsten lese ich viel und surfe im Internet. Auch solche Eindrücke können zur Inspiration dienen.

Wann sind Sie am kreativsten?

Das ergibt sich spontan. Es gibt Abende, an denen ich eine Stunde vor dem Manuskript sitzen kann, ohne einen Satz aufzuschreiben. Und am nächsten Tag schreibt man plötzlich drei Seiten. Mittlerweile bin ich wieder an der Hochschule und arbeite zwischen den Vorträgen an meinen Projekten. Oder man wurde gerade für eine Szene inspiriert. Wenn ich mich dann sofort an den Computer setze, schreiben sich die Sätze wie von selber.

Wie lange haben Sie an „Zwei Fixsterne“ geschrieben?

Das ging sehr schnell. Begonnen habe ich im September 2008 und war kurz vor Weihnachten fertig. Danach sind aber bis zu der Veröffentlichung noch einige zusätzliche Szenen in die Handlung eingeflossen. Ich glaube, die Letzte wurde im Sommer 2011 geschrieben.

Zu welchem Charakter aus „Zwei Fixsterne“ haben Sie die stärkste, emotionale Bindung?

Zu der Hauptfigur. Stellenweise leide ich mit ihm, wenn er nicht auf die Frau, die er liebt, zugehen kann. Ansonsten mag ich auch noch Sven Heidenreich, seinen Chef sehr gerne. Eigentlich ein netter Kerl. Für ihn gab es auch in einigen Szenen reale Vorlagen.

Wann haben Sie zum ersten Mal jemand anderem von Ihrem Roman „Zwei Fixsterne“ erzählt?

Kurz nachdem das Manuskript fertig geschrieben war und ich Testleser suchte. Sonst rede ich offener über meine Schreibprojekte, aber vielleicht lag es daran, dass ich mich das erste Mal an einer Liebesgeschichte versucht hatte.

Wie lange dauerte es, bis ein Testleser für „Zwei Fixsterne“ gefunden war?

Das geht dann sehr schnell. Zum einen gibt es aus dem Bekanntenkreis Testleser. Aber wenn man sich noch neutrale Stimmen hinzuholen will, findet man diese im Internet. Oft ist es ein Tauschgeschäft, die Korrektur von dem eigenen Manuskript gegen die Korrektur von dem eines anderen Autors.

Wie wichtig war Ihnen die Meinung dieser Testleser und wie viel Einfluss hatten deren Einschätzungen auf Ihr Manuskript?

Die ist sehr wichtig. Manche Momente in "Zwei Fixsterne" haben mir sehr viel bedeutet, aber wenn drei oder vier Testleser zurückschreiben, dass die Szene zu lang oder überflüssig ist, dann fliegt sie trotzdem aus dem Manuskript. Und natürlich sieht man so auch seine Sätze in ein einem neuen Licht und kann überflüssige oder sperrige Wortgebilde streichen. Am Ende hat der Leser immer recht.

Halten Sie Kontakt zu Ihren Lesern?

Zu manchen schon.

Wie selbstkritisch sind Sie mit Ihrer Arbeit?

Oft finde ich es schwer, die eigene Arbeit zu bewerten. Man hat zu irgendeinem Satz oder einer Szene eine besondere Beziehung und dann fällt es schwer, diese aus dem Manuskript zu streichen.
Anderseits sind während der ersten Korrektur, also noch bevor ein Testleser die Geschichte gelesen hatte, insgesamt mehrere Seiten entfernt worden. Dies sind dann meistens Sätze gewesen, die nur die Handlung ausgefüllt hätten. Aber ohne weitere kritische Stimmen hätte ich den Roman nicht veröffentlichen wollen.

Wie viel Zeitaufwand forderte die Selbstveröffentlichung via Kindle?

In den ersten Tagen war es viel Arbeit. „Zwei Fixsterne“ mussten natürlich beworben werden. Es wurden eigens ein Twitteraccount und ein Blog für mich angelegt, und ich musste auch Kontakt zu anderen Internetforen für Selfpublisher suchen. Vorher hatte ich mit dieser Arbeit, die eine Veröffentlichung nach sich zieht, kaum Kontakt gehabt. Später gab es dann nur noch eine Phase, in der ich die überarbeitete Version des Romans veröffentlicht habe, in der viel Arbeit angefallen ist. Ansonsten bewerbe ich das Buch mittlerweile weitgehend noch über Twitter.

Würden Sie Ihre zukünftigen Romane wieder via Kindle veröffentlichen?

Das weiß ich jetzt noch nicht. Mein nächster Roman geht in das Horrorgenre, da bieten sich mehr Verlage als Veröffentlichungsplattform an. Anderseits lässt einem KDP Freiheiten, die man bei einer „regulären“ Veröffentlichung nicht hat. Was vielleicht am meisten für die Verlage spricht, ist der Wunsch, als Autor einmal den geschriebenen Roman als fertiges Buch in den Händen halten und ihn sich in ein Regal stellen zu dürfen. Das ist der einzige Nachteil an den Ebooks, dass der Trophäenfaktor wegfällt.

Wo liegen Ihrer Meinung nach die Vorteile bei einem E-Book, gegenüber einer Printversion?

Als Leser ist es praktisch, hunderte Bücher in einem Gerät speichern zu können. Außerdem erschließt sich über Formate wie KDF eine völlig neue Art von Romanen und Kurzgeschichten, die von den Verlagen nie akzeptiert worden wären und die roher, unbeholfener aber auch origineller sind. Da entsteht ein völlig neuer Typ Lesestoff. Außerdem sind Ebooks meistens billiger, besonders wenn man sie sich aus den USA herunterlädt. Gleichzeitig verdienen Selfpublisher trotzdem an einem Download mehr, als wenn sie über einen Verlag veröffentlichen. Und gedruckte Bücher? Ganz werden sie natürlich nicht verschwinden. Auch ich stelle mir ein gelesenes Buch gerne ins Regal. Es besteht auch noch die Gefahr von raubkopierten Büchern, aber trotzdem denke ich, dass sich über kurz oder lang das Ebook durchsetzen wird. Und es hat noch einen Vorteil: die Anonymität. Ich konnte „50 Shades of Grey“ in der Öffentlichkeit lesen, ohne mich mit den Einband zu verraten.

Welche Vorteile hatte die Veröffentlichung via Kindle speziell für Sie?

Wie ich schon sagte, bevor mich mein Bekannter aus München auf die Möglichkeiten von diesem Format hinwies, habe ich noch an eine Veröffentlichung über einen Verlag nachgedacht. Nun kenne ich die Freiheiten des Selfpublishing. Momentan arbeite ich nebenbei an einer Kurzgeschichtensammlung, die sich ideal für das Kindle anbietet.

Welche Nachteile hatten die Selbstveröffentlichung?

Ein guter Verlag übernimmt die Werbung und sorgt so für mediales Interesse. Das kostet Geld, das man als Selfpublisher nur selten aufbringen kann. Außerdem besitzen Verlage Marktkenntnisse, die den Verkauf von einem Buch steigern können.

In Amerika sind E-Books bereits sehr viel populärer als in Deutschland. Denken Sie, dass die deutschen Leser diesem Trend folgen werden?

Der Markt wird sich dem Ebook auf jeden Fall mehr öffnen. Momentan gibt es noch ein paar Formatstreitigkeiten oder die Buchpreisbindung, die den Erfolg hinauszögern. Aber in anderen Ländern hat man gesehen, dass, wenn Ebooks blockiert werden, die Leser zu Raubkopien greifen. Wenn die Gesetzgeber und Verlage dies eingesehen haben, wird man Ebooks mehr bewerben und den Lesern zeigen, welche Möglichkeiten sich daraus ergeben.

„Zwei Fixsterne“ wurde vor fast einem Jahr veröffentlicht. Welche Erfahrungen haben Sie mit der Selbstveröffentlichung gemacht und welche Tipps haben Sie für Autoren, die Ihrem Beispiel folgen wollen?

Man muss Kontakte zu anderen Autoren und Veröffentlichungsplattformen suchen. Man muss sich immer weiter vernetzen und sein Buch immer wieder bewerben, immer nach Interessierten suchen. Eine Ebook-Veröffentlichung läuft eben nicht so, dass von einem Verlag ein paar Tausend Exemplare gedruckt und an die Buchhandlungen gesandt werden, wo sie sich dann in den ersten Wochen verkaufen. Es ist ein stetiger, anhaltender Prozess, der Ausdauer verlangt aber dafür dem Autoren die volle Kontrolle über sein Buch lässt.




Informationen über den Autor und sein Buch findet ihr hier!

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